Texte

 Joachim Wenzel, Texte

 

 

"Wäre ich ein großer Poet,

dann könnte ich die Geheimnisse der Welt zwischen

die Zeilen schreiben.

Da ich das nicht bin,

schreibe ich geheimnisvolle Zeilen."

 

                                 joe w.  India 2007

 

 

 

 

 

   TEXTE

 

- Schöpfungsfeuer

 

- Vom Himmel berührt

 

- Die Nacht war durchdrungen vom Flügelschlag der fliegenden Hunde

 

- Nacht der weißen Falter

 

- Knochen im Wind

 


"Schöpfunsfeuer"

 

 

Der Mensch kann Gott nicht erschaffen

und doch kann er nichts erschaffen,

was nicht Gott ist.


Vom Himmel berührt

"Vom Himmel berührt"

Es war  an einem kalten Wintertag in den 60er Jahren, in denen damals noch für uns Kinder zum Teil unüberschaubare Schneeberge in den Höfen lagen.

So spielte ich an einem dieser zugeschneiten Tage begeistert und ins Spiel vergessen, mit einer kleinen Schaufel unter unserem großen  mit Schnee und Eiszapfen verhangenem Kastanienbaum. Bei meinen schnellen von Eifer getriebenen Bewegungen viel mir die Wollmütze in den Schnee, ohne dass es mich in meine Spielen beeindruckte.

Meine Urgroßmutter die am Küchenfenster saß, eilte auch gleich heraus um mir schnell die Mütze wieder auf zu ziehen. Es war eine wichtige Aufgabe von Urgroßmüttern darauf zu achten, dass Kinder warm angezogen waren.

Die Art wie sie mir beim Aufziehen der Mütze meinen Kopf berührte, ging mir bis tief unter die Haut. Ich war durch und durch berührt und blieb noch eine ganze Weile still stehen, so als würden die Hände meiner Urgroßmutter noch immer meinen Kopf berühren.

Es beeindruckte mich so sehr und war so schön, dass ich dieses Spiel mit der Mütze an diesem Nachmittag noch mindestens drei mal wiederholte. Eine schnelle Bewegung mit dem Kopf und meine Urgroßmutter die am Küchenfenster saß, spielte auch schon wieder mit.


Die Nacht war durchdrungen vom Flügelschlag der fliegenden Hunde

Das Vollmondlicht schien durch die mit Moskitogitter bespannten  Fenster  der Dschungelbehausung.  Die türkisblauen Blüte des Tuches welches meine Laib halb bedeckte, schienen wie stille Mitspieler im Schauspiel dieser geheimnisvollen Nacht. Von außen drangen schallende Rufe in den von sanftem Mondlicht beschienen Raum. Alles war durchdrungen von Lebendigkeit und die ganze Erde schien zu atmen. Es waren die Schreie der fliegenden Hunde, die auf den Bäumen und den Dschungelichtungen vor dem Fenster nach süßen Früchten suchten. Ein unbeschreibbares Gefühl von Einssein und einem Gefühl von tiefem Glück ging wie eine Berührung durch meinen Körper. Ich war Zeuge und immer mehr noch auch Teil einer Aufführung, die sich tief in all meinen Zellen für immer zu verewigen schien. Ich verspürte ein unbeschreibbar tiefes Gefühl von Glück und Dankbarkeit in mir und ich wusste, dies ist einer der besondersten Momente meines Lebens. Noch immer berührten mich die vorbeihuschenden Schatten und Rufe, sie erfüllten die Nacht mit dem sanften Hauch ihres Flügelschlages.

Es war die Zeit des Jahres in der die für fliegende Hunde so begerten Früchte in den Bäumen über unserer Hütte reiften.

Ich lag noch lange regungslos, lauschend wach. Ich ließ mich berühren von der Sinnlichkeit, der süßen Schreie und der Stille dieser Nacht. In einen sanften Frieden und eine stille Freude gehüllt schlief ich irgendwann ein.

Und am nächsten Tage, als ich gerade versuchte etwas das Zaubers in einen Brief zu fassen, blickte ich in die Augen eines Streifenhörnchens, in den Zweigen über mir. Auch ein Geggo saß still vor mir an der Mauer und ich spürte seinen Atem.

Es wurde mir bewusst, dass all das was ich erlebte, eine Oktave höher schwingt, das es um eine Spur realer ist. Das Leben war unmittelbarer, als sei ich durch einen Schleier hindurch getreten, als hätte ich die Mentale Hülle verlassen, die uns im Westen vor der Seele in allen Dingen trennt.

 

                                 India 2008


die Nacht der weißen Falter

Als Kind sang ich aus vollem Herzen, bis ich dann eines Tages gelernt hatte, dass ich doch gar nicht singen kann. Ein Instrument begann ich dann gar nicht erst zu erlernen. Erst im späteren Alter erinnerte ich mich an ein Erlebnis meiner frühen Kindheit.

Unter einem alten Flieder vor unserem Haus, stand ein alter Waschkessel mit einem Holzrührer. Und wenn die Abenddämmerung herein brach, ging ich in warmen Sommernächten nach draußen und schlug  den Schlägel auf den Metallkessel.

In seinem gongartigen Klang lockte er viele weiße Falter aus den tiefgrünen Blättern des Flieders an dessen Stamm er stand.

Ich war fasziniert von den weißen Faltern die vom Klang getragen in den dunklen Nachthimmel schwärmten.

 

Erst später als ich mich an dieses alte Erlebnis erinnerte, erinnerte ich mich auch an meine ursprüngliche Liebe zur Musik und zum Klang und sie ließ mich seitdem nicht mehr los. Auf Reisen sammelte ich immer mehr Instrumente, Percussion-Instrumente, Flöten und viele andere...

 

und der dunkle Nachthimmel aus dem leuchtende Falter hervortreten ist noch immer mein Lehrer.

 


Knochen im Wind

 

Knochen im Wind ist der Titel meines Buches, bestehend aus Erinnerungen, Kindheitserfahrungen und Träumen. Es beschäftigt sich mit menschlichen Erfahrungen, mit Fragen über das Schicksal, mit Erleuchtung und anderen einfachen Dingen.

Es verzichtet auf eine esoterische Welterklärungssicht ebenso wie auf eine Anleitung zum Glücklichsein. Es versucht einfach nur die Seele und das Schöpfungsfeuer in uns , spielerisch zu berühren.  

 

Sobald es irgendwo zu einer Auflage gelangt, erzähle ich davon.

Hier und unter dem Seitenlink Zitate, eine paar kurze Kostproben.